Kolumne

#ARTMASTERCLASS – Halb so schlimm?! Fehler machen beim Kunstkauf

Fehlkäufe passieren jedem. Der eine deponiert das Kunstwerk kurzerhand im Lager, der andere will es schnellst möglichst wieder loswerden. Was also tun?

Auf die Frage, ob er schon einmal Dinge gekauft hätte, die er heute für Fehlkäufe halten würde sagte der Sammler Heiner Pietzsch in einem Cicero-Interview: „Ach Gott, wenn Sie die sehen wollen müssen wir raus zum Hasenkamp Lager fahren! Wir haben sie nicht verkauft, denn auch die Fehler, die wir gemacht haben, sind ja Stationen der Sammlung. Also wurden sie schön aufbewahrt.“

Nicht jeder kann so lässig mit Fehlkäufen umgehen wie Pietzsch, der gemeinsam mit seiner Frau Ulla eine der wichtigsten deutschen Privatsammlungen in den Bereichen Surrealismus und Moderne zusammentrug, die das geplante Museum am Kulturforum in Berlin ab 2023 beherbergen soll. Für manch anderen ist ein misslungener Kauf eine Katastrophe. Doch: Fehler machen ist keine Schande. Aus Fehlern wird man bekanntlich klug – und mit den neu gewonnenen Erkenntnissen immer mehr zum erfahrenen Käufer.

Natürlich ist es ärgerlich, wenn viel Geld für etwas ausgegeben wurde, was schon nach kurzer Zeit aus dem Wohnzimmer in den Keller verbannt wird, weil es nicht mehr gefällt – oder noch schlimmer, es nicht mehr bezahlt werden kann.

In beiden Fällen waren wahrscheinlich spontane Entscheidungen die Ursache für die Fehlentscheidung. Die „Gefahr“ seinem eigenen Geschmack untreu zu werden, ist bei impulsiven Käufen tendenziell größer.

Aber was dann? Es gibt folgende Optionen:

Kommt Zeit kommt Rat

Ruhe bewahren und abwarten. Behalten Sie die Arbeit erst einmal. Lagern Sie sie ein und schauen nach einer Weile noch einmal drauf – vielleicht gefällt sie Ihnen mit etwas zeitlichem Abstand betrachtet, wieder besser. Oder ihr Geschmack ändert sich. Manchmal muss ein Werk reifen wie ein guter Wein. Ganz wichtig: Treffen Sie in dieser Situation keine vorschnellen Entscheidungen. Lassen Sie sich nicht von gut gemeinten Ratschlägen Außenstehender in die Irre leiten. Die Zeit ist hier oft der bessere Ratgeber.

Budget gesprengt? Knifflig aber lösbar.

Dies schon einmal vorweg: Kaufentscheidungen sind verbindlich.Und doch passiert es, man verliebt sich in eine Arbeit, besiegelt den Kauf – und hat sich finanziell überschätzt, weil vielleicht unvorhergesehen höhere Ausgaben angefallen sind. Ein unschönes Szenario. Natürlich auch für den Galeristen, da dieser dem Künstler seinen Anteil möglicherweise schon ausgezahlt hat. Ein sofortiger Wiederverkauf wirft ein schlechtes Licht auf den Urheber: also auf Sie. Und wer ein Werk um jeden Preis loswerden will, wird eher Verluste machen und selten den erhofften (realistischen) Preis dafür bekommen. Gehen Sie also offen mit dem Thema um und suchen das Gespräch mit der Galeristin. Insbesondere dann, wenn die Galeristin ein Vorkaufsrecht geäußert hat, zum Beispiel bei einer herausragenden Fotoarbeit oder einer seltenen Edition (das können Sie hier noch einmal nachlesen).

Eventuell gibt es auch die Möglichkeit, eine Arbeit in Raten abzubezahlen ­– Fassen Sie Mut für ein Gespräch mit der Galeristin und klären Sie in Ruhe Ihre Optionen.

Risiko Auktionsverkauf

Bei dieser Option sollte zwischen Ankauf und Auktion mindestens ein Jahr vergangen sein. Umso mehr Zeit, umso besser. Andernfalls würde bei den Angaben zur Provenienz im Katalog oder online sofort die kurze Zeitspanne negativ auffallen. Das wiederum kann sich nachteilig für den Markt sowie die Reputation des Künstlers und finanziell für den Wiederverkauf bemerkbar machen.

Andern eine Freude machen?

Was Ihnen nicht mehr gefällt, ist für andere vielleicht die Erfüllung. Schon mal daran gedacht? Schauen Sie in ihrem Freundes- und Bekanntenkreis, ob es dort jemanden gäbe, der sich für die gekaufte Arbeit interessieren könnte – verhandeln sie einen Freundschaftspreis, verleihen es für einen gewissen Zeitraum (mit schriftlicher Vereinbarung!) oder schenken Sie es ganz.

Zusammengefasst und aus eigener Erfahrung gebe ich Ihnen mit auf den Weg: Don’t panic!

Sollten Sie jemals in die ungemütliche Lage kommen, werde Sie eine zufrieden stellende Lösung finden. Gerne helfe ich Ihnen dabei.

Halten Sie die Augen offen!

Ihre Daniela Hinrichs

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Ich gebe Ihnen in meiner #ARTMASTERCLASS einen Einblick hinter die Kulissen eines vermeintlich elitären Marktes, liefere Ihnen die ultimative Schritt-für-Schritt Anleitung für ein besseres Verständnis für die Arbeiten, die Künstler, die Verkäufer, die Szene…und last but not least – den erfolgreichen Kunstkauf. Dies alles bündig aufbereitet in unterhaltsamen Beiträgen: als wertvolle Lektüre zwischendurch.

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#ARTMASTERCLASS – Von Anfang an. Alle Kapitel im Überblick:

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