Kolumne

#Kunstkauf im Web – Teil 1
mit Leidenschaft, aber fokussiert

Am Anfang glaubte niemand an den Erfolg. Ein Kunstwerk per Klick kaufen, ohne es persönlich mit eigenen Augen gesehen zu haben – undenkbar! Und doch geschah, was nicht einmal Experten für möglich hielten: Seit 2011 wechseln immer mehr Arbeiten online den Besitzer. Die traditionell undurchsichtigen Strukturen des Kunstmarktes wurden transparent! Weltweit konnten Käufer erstmals – nach einer häufig erstaunlich unkomplizierten Anmeldung und quasi anonym – Preise vergleichen und auf ein und dasselbe Kunstwerk bieten.

Auch ich durchstöbere wöchentlich leidenschaftlich den Kunstmarkt im Netz, schaue regelmäßig auf artnet und auf den Seiten etablierter Auktionshäuser vorbei. Denn die Offerten bei Christie’s, Sotheby’s oder Phillips sind bereits von Profis selektiert. Wer hier gezielt schaut, kann sich rasch orientieren. So habe ich einige schöne Prints ersteigern können, etwa von Max Bill und Rupprecht Geiger. Und das obwohl sie eigentlich auf den ersten Blick nicht in meine photographische Sammlung passen. Die Arbeiten waren einfach perfekt, streng limitiert und die Preise lagen weit unter dem sonstigen Durchschnitt bei Versteigerungen.

Bei DEAR Photography funktioniert es ähnlich. Bevor ich einen Künstler ins Online-Portfolio nehme, muss mich seine Arbeit, bzw. sein Werk umfassend überzeugt haben. Durch persönliche Verbindung zu den Künstlern kann ich so ausgewählte, häufig limitierte oder exklusive Fotoarbeiten etablierter und vielversprechender Fotografen anbieten – ohne Umwege direkt über die Website.

Ganz anders läuft es da in dem riesigen Ebay-Kosmos, in den ich mich ab und zu auf der Suche nach Kunst begebe. Ja, Sie haben richtig gelesen! Dort hatte ich mein persönliches Aha-Erlebnis: der Fotograf und Sammler F.C. Gundlach machte mich vor Jahren in einem unserer zahlreichen Gespräche auf Regina Relang aufmerksam, die wichtigste deutsche Modefotografin der 50er- und 60er-Jahre. Ausgerechnet auf Ebay stieß ich auf Presseprints von ihr. Da ich wusste, dass ihre Aufnahmen äußerst selten auf Auktionen auftauchen, schlug ich zu – und konnte vier Abzüge für kleines Geld ersteigern. Ein Glückstreffer – zugegeben. Entscheidend dabei war, dass ich wusste, was ich wollte. Wer hingegen einfach drauflossurft, droht sich in der unendlichen Vielfalt der Online-Angebote zu verlieren.

Kurzzeit-Phänomen oder Wachstumsmarkt?

Fakt ist: Online legt der Kunsthandel deutlich stärker zu als offline, analysierte der angesehene Hiscox Online Art Trade Report 2018. Von 2016 auf 2017 steigerte er sich um immerhin 12 Prozent. Experten prophezeien den Anfang einer rasanten Aufwärtsbewegung. Bedenken über Zustand und Authentizität eines Werks lösen sich durch umfangreiche Infotexte, allround-Fotos (und bei Bedarf auch telefonischer Beratung) immer häufiger in Luft auf. Wer einmal erfolgreich online Kunst gekauft hat, tut es wieder und wird mutiger. Allerdings geben die meisten Online-Käufer bisher nicht mehr als 5000 Dollar für eine Arbeit aus. Ziel der digitalen Plattformen ist es daher, neue Käufer zu gewinnen, die mehr und teurer einkaufen.

Halten Sie die Augen offen! Besonders online.

Ihre Daniela Hinrichs

Fortsetzung Teil 2 #Kunstkauf im Web – Chance auf versteckte Perlen