Kolumne

#ARTMASTERCLASS – Geguckt, gekauft, geliefert? Punkt für Punkt zum glücklichen Kunstkauf

Die Zeiten, in denen Galeristen ihre roten Klebepunkte aus der Schreibtischschublade zogen, scheinen Pause zu machen. Früher schaute man beim Ausstellungs- oder Messebesuch kurz auf das Werk an der Wand und dann sofort zur Seite, ob schon ein roter Punkt daneben klebt, die Arbeit also bereits verkauft worden war. Klebten gleich mehrere Punkte neben einem Werk, handelte es sich um verkaufte Editionen. Und ein grüner Punkt? Da konnte sich jemand nicht entscheiden – und hat das Kunstwerk reserviert.

Das funktioniert natürlich auch ohne Punkt: um ein, zwei Tage Bedenkzeit bitten können Sie ohne schlechtes Gewissen. Allerdings sollten Sie es nicht zur Gewohnheit werden lassen bei Galerien zu reservieren, ohne dann anschließend zu kaufen. Das wirkt schnell unseriös und zeigt nicht die nötige Wertschätzung dem Galeristen gegenüber. Die schwächelt ohnehin auf dem Kunstmarkt und benötigt ein Upgrade!

Wer sagt er kauft, erhält in seltenen Fällen eine Art Vorab-Kaufvertrag vom Galeristen. Das schafft auf beiden Seiten Verbindlichkeit. So möchte der Verkäufer abtasten, ob man es ernst meint. Denn ganz so leger wie beim Zurücklegen eines Wintermantels sollte es beim Kunstkauf nicht ablaufen. Meldet sich während der Bedenkzeit ein anderer Interessent, der die reservierte Arbeit unbedingt kaufen möchte, wird der Galerist Sie anrufen und nachfragen wie es um ihre Entscheidung steht.

Hurra! Gekauft. – Und jetzt?

Sie haben sich zum Kauf entschlossen – Glückwunsch. Leider heißt dies nicht, dass Sie das Bild von der Wand und gleich mit nachhause nehmen dürfen, sofern es gerade Teil einer Ausstellung ist. Ist sie beendet, dürfen Sie es abholen oder sich zuliefern lassen. Grundsätzlich gilt ohnehin: Erst bezahlen, dann mitnehmen.

Bei sogenannten „key pieces“, d.h. bedeutenden Arbeiten eines Künstlers, lässt sich der Galerist mitunter ein Vorkaufsrecht zusichern, sollte der Sammler das Werk später wiederverkaufen wollen. So kann er das Werk zu einem marktfähigen Preis zurück erwerben und es an wertschätzende Käufer weitergeben. Damit will er zum Beispiel kurzfristige Spekulationen begehrter Stücke am Sekundärmarkt (z.B. Einlieferung bei Auktionen) verhindern, weil das dem Künstler und somit dem Kunstwerk schaden kann.

Die „dots“ also haben Seltenheitswert. Verständlich. Schließlich suggerieren punktelose Arbeiten inmitten von gepunkteten: keiner mag mich! Und wer seinen Messestand schon bei der VIP-Preview ausverkauft, der verzichtet sowieso auf diese Methode. Ist man ernsthaft an einer Arbeit interessiert, bleibt einem gar nichts anderes übrig, als zu fragen ob sie noch haben ist. Und das ist gut so. Denn wer fragt – und dazu ermutige ich Sie – kommt mit Galeristen ins Gespräch.

Was ist im Preis eines Kunstwerks eigentlich enthalten?

19% MwSt.: sollte enthalten, bzw. ausgewiesen sein – ist dies nicht klar ersichtlich, fragen Sie nach!
Bei Käufen im Ausland gelten andere Mehrwertsteuersätze. Auch die Höhe der Zölle bei Ausfuhr sowie Einfuhr sind dann zu beachten.

Rahmung: üblich ist es, das Bild in einer Ausstellung „gekauft wie gesehen“ zu erwerben, also mit Rahmen, wenn es so in der Galerie hängt. Außer es ist anders ausgewiesen. Falls die Bilder rahmenlos angeboten werden, lohnt die Frage, ob der Rahmen als Rabatt inklusive ist. Wenn Sie sich unsicher sind, ob Sie nach Rabatt fragen dürfen, dann vergewissern Sie sich hier: #ARTMASTERCLASS – HANDELN UM JEDEN PREIS

Logistik: Für die Kosten der Lieferung Ihres Werkes sind Sie zuständig. Dies könnte allerdings etwas Verhandlungsspielraum bieten, sollte die Galerie die Lieferung als Rabatt im Preis mitberücksichtigen. Ich sage Ihnen dennoch ganz offen: das kommt selten vor

Kleiner Exkurs zur Fotoedition

In meiner aktuellen Ausstellung „ESTHER´S WORLD – Fotografien von Esther Haase“ zeige ich Arbeiten der großartigen Fotokünstlerin. Ich verkaufe ihre Bilder, wie bei Fotografen oft üblich, in Editionen. Alle Motive sind in einer Edition von 10 nummerierten Exemplaren verfügbar. Die Größe des gewünschten Abzugs kann aus den Formaten 30×40 cm, 50×70 cm und 80×120 cm gewählt werden. Ein Sonderformat (120 x 180 cm) ist in einer dreier Auflage erhältlich.

Jeder Künstler handhabt seine Editionen anders. Achten Sie darauf und erkundigen Sie sich. Bei den Arbeiten des Fotografen F.C. Gundlach gibt es zum Beispiel ein großes Format in einer dreier Edition sowie ein kleineres Format in einer Edition von sieben. Das war´s. Der eine Künstler fühlt sich mit Festpreisen innerhalb seiner Editionen wohl, der andere Künstler wiederum staffelt seine Preise. In diesem Fall wird der Mut des Erstkäufers belohnt und die erworbene Arbeit mit den weiteren teureren Verkäufen wertvoller.

Nachzudrucken, wenn eine Edition ausverkauft ist oder eine neue Größe aufzulegen, sind absolute No-Go. Der Künstler selbst behält ein oder zwei AP’s – Artist Proofs, die etwa für Ausstellungen oder als eine Art Rückversicherung genutzt werden. Warum? Wenn alle Drucke einer Edition verkauft sind, dann hat der AP einen besonderen Wert.

Ich freue mich auf Ihren nächsten Besuch im Ausstellungsraum von DEAR Photography – und der Fotografie als Gesprächsthema. Ob ich meine roten Punkte hervorgeholt habe? – Lassen Sie sich überraschen.

Halten Sie die Augen offen!

Ihre Daniela Hinrichs

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Ich gebe Ihnen in meiner #ARTMASTERCLASS einen Einblick hinter die Kulissen eines vermeintlich elitären Marktes, liefere Ihnen die ultimative Schritt-für-Schritt Anleitung für ein besseres Verständnis für die Arbeiten, die Künstler, die Verkäufer, die Szene…und last but not least – den erfolgreichen Kunstkauf. Dies alles bündig aufbereitet in unterhaltsamen Beiträgen: als wertvolle Lektüre zwischendurch.

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#ARTMASTERCLASS – Von Anfang an. Alle Kapitel im Überblick:

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