Kolumne

#ARTMASTERCLASS – Welchen Preis zahle ich wofür, und warum?

1994 tat der bedeutende deutsche Sammler Hans Grothe etwas sehr Schlaues: er kaufte die Fotoarbeit „Paris, Montparnasse“ von Andreas Gursky aus der 5er Auflage für 50.000 Mark. Sieben Jahre später erzielte das Werk bei Christie’s 540.000 Dollar – und machte Gursky damals zum weltweit teuersten Fotografen. Das selbe Auktionshaus versteigerte in 2011 Gurskys „Rhein II“ als das teuerste Foto der Welt (3,1 Mio. Euro).

Derart steile Karrieren und Preissteigerungen sind – mit Ausnahmen wie Cindy Sherman, Jeff Wall oder Richard Prince – selten auf dem Kunstmarkt. Hans Grothe übrigens kaufte damals, gut beraten, aus Kalkül – und brach mit der Einlieferung bei Christie’s sein Versprechen, das Werk nie wieder zu verkaufen, was ihm herben Protest von Gursky einbrachte. In jedem Fall investierte er in die Arbeit eines Künstlers, der vielversprechende Qualitäten besaß, die den hohen Preis verständlicher machen.

Folgende Indikatoren bestimmen u.a. die Preisgestaltung:

  • Hatte der Künstler Einzelausstellungen in renommierten Museen / Galerien? Kommende große Ausstellungen deuten auf einen Wertzuwachs des Künstlers hin
  • Gibt es Publikationen / Monographien renommierter Verlage?
  • Wurde ein Künstler auf einer wichtigen Messe kontinuierlich präsentiert und gut verkauft?
  • In welchen bedeutenden privaten und institutionellen Sammlungen befinden sich die Werke?
  • Wie aufwendig und kostspielig ist die Produktion der Kunst?
  • Ist es die letzte Fotografie einer niedrigen Auflage? Ein seltenes Werk aus einer wichtigen Schaffensphase?

Externe Gründe wie Wirtschaftswachstum beeinflussen Kunstmarkt-Preise

Boomt der Markt, sind Käufer bereit, mehr Geld für Kunst auszugeben. In Krisenzeiten jedoch, extrem 2008 nach der Lehman-Pleite, raste auch der Kunstmarkt tief in den Keller, Sammler behielten ihr Geld lieber für sich.

Achtung vor Auktionsergebnissen

Künstlich angefeuert durch Hochglanz-Kataloge und Werbetexte können sie häufig deutlich von Marktpreisen abweichen. Auch hier gilt: Bereiten Sie sich gut vor und informieren Sie sich, wenn Sie kaufen wollen (z.B. hier oder hier). Über Datenbanken im Internet lassen sich die bisher erzielten Preise leicht recherchieren.

Idealerweise stimmen Galeristen die Preise mit Künstlern ab. Wird über einen längeren Zeitraum hinweg gut verkauft, heben Galeristen in Absprache mit dem Künstler die Preise langsam an.

Fazit

Spricht Sie eine Arbeit auch nach dem dritten Besuch in einer Galerie, einem Atelier oder einem Messestand noch an, schlagen Sie zu!

Den einen richtigen Preis für ein Kunstwerk gibt es nicht. Was zählt ist eine Melange aus Können, Nachfrage, Image, Weltwirtschaftslage, exzellenter Künstler Vita und Originalität. Kein schlauer Galerist wird für einen wenig bekannten Künstler überteuerte Preise verlangen. Schließlich soll sein Werk verkauft und damit bekannter werden. Den Wert etablierter Künstler wiederum bestimmt der Markt. Auch hier wird der Galerist selten Experimente wagen, denn er weiß genau was Käufer ausgeben würden und was nicht.

Finden Sie heraus, wofür Sie sich begeistern – ob Vintage Prints, Seestücke oder indische Gegenwartskunst. Hören Sie auf Ihre Intuition – und sammeln Sie nebenbei auf Messen sowie in Galerien Preislisten ein.

Viel Freude beim Kauf und…halten Sie die Augen offen!

Ihre Daniela Hinrichs

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Ich gebe Ihnen in meiner #ARTMASTERCLASS einen Einblick hinter die Kulissen eines vermeintlich elitären Marktes, liefere Ihnen die ultimative Schritt-für-Schritt Anleitung für ein besseres Verständnis für die Arbeiten, die Künstler, die Verkäufer, die Szene…und last but not least – den erfolgreichen Kunstkauf. Dies alles bündig aufbereitet in unterhaltsamen Beiträgen: als kleine Lektüre zwischendurch.

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#ARTMASTERCLASS – Von Anfang an. Alle Kapitel im Überblick:

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