Kolumne

So unterschiedlich wie die Kunst – die 8 Typen der Kunstkäufer*innen – Teil 2

Von Spontankäufer*innen bis Niemalskäufer*innen

Auf dem Parkett des Kunstmarkts bewegt sich jeder ein wenig anders: Absolut diskret, Effekte suchend, mit stiller Freude oder Kamerateam im Handgepäck. Die vier Hauptakteure habe ich Ihnen im ersten Teil dieser Kolumne vorgestellt. Und dann gibt es noch mindestens weitere vier Typen, die in der Kunstmarktszene ebenfalls recht häufig anzutreffen sind. Viel Spaß mit Nummer 5 bis 8 in diesem Teil!

Nummer 5 – Die Spontankäufer*innen

Die Traumkunden aller Galerien. Dream Buyer handeln nach dem Prinzip: Schöne Dinge machen Schönes sogar noch schöner. Dabei steht ihre Entscheidung zum Kauf von Kunst oft in direkter Beziehung zu den äußeren angenehmen Umständen, in denen sie diese vorfinden. Die beschwingte Urlaubsatmosphäre? Einfach zu verlockend! Interessant ist für sie der Augenblick; das aus dem Bauch heraus agieren und sich wohl zu fühlen. Das kann auch mal daneben gehen. Nicht so schlimm.

  • Wichtig: Stimmung und ein gutes Gefühl
  • Weniger wichtig: Fakten und Recherche
  • Unwichtig: der Unterschied zwischen Kunst und Dekoration

Nummer 6 – Die Verlegenheitskäufer*innen

Eigentlich wissen sie genau, was ihnen gefällt und was sie kaufen möchten. Doch die Sehnsucht nach Harmonie, die Angst jemanden durch Ablehnung zu kränken, sich zu blamieren oder aus gesellschaftlichen Kreisen ausgeschlossen zu werden ist oftmals stark. Und so trauen Verlegenheitskäufer*innen sich nicht zu sagen, was ihnen nicht hundertprozentig gefällt oder dass ihnen der zu zahlende Preis – weil ohne Mehrwertsteuer ausgewiesen – jetzt zu teuer ist. Verlegenheit macht nicht immer Liebe. Dieses – mit der spontanen 19%-igen Preiserhöhung verbundene – unangenehme Gefühl vergisst dieser Typus den Galerist*innen nie.

  • Wichtig: keine Blöße zu geben, Gesicht wahren
  • Weniger wichtig: eigene Bedenken
  • Unwichtig: eigene Zweifel, zu intervenieren

Nummer 7 – Die Kompromisskäufer*innen

Mit dem Gefühl selten ganz entschlossen zu sein ist dieser Typus gut vertraut. Vielleicht fehlt ihnen Geduld bei der Suche, vielleicht auch das Selbstvertrauen beim Kunstkauf in sich rein zu fühlen. Kompromisskäufer*innen gehen den Mittelweg: Wenn es schon nicht das Kunstwerk ist was sie eigentlich wollten (weil verkauft), soll es wenigstens ein lohnendes Investment sein. Also irgendwas anderes. Mit ihrer Auswahl liegen Kompromisskäufer*innen auf dem Kunstmarkt oft den entscheidenden Takt daneben.

  • Wichtig: werthaltig (wenn schon nicht emotionshaltig)
  • Weniger wichtig: welche sehr guten Alternativen gäbe es
  • Unwichtig: was man selbst gut gefunden hätte

Und so kommen wir mit Nummer 8 zum vorläufigen Ende unserer Liste der Akteure auf dem Kunstmarkt. Es ist ein Käufertypus, der jeder Profession der Welt ein arbeitsintensiv-ertragsarmes Leben beschert.

Nummer 8 – Die Niemalskäufer*innen

Vertrauen braucht Zeit und die Akquise aller Pro- und Contra-Argumente ebenso. Die Niemalskäufer*innen sind niemals in Eile, sehr betreuungsintensiv und kokettieren mit ihrem Kunstwissen. Wenn sie sich dann doch zu einer Entschlussfindung durchringen, ist die Arbeit wohlmöglich schon verkauft oder die Galerie nicht mehr am Markt.

  • Wichtig: ihr sicht- und spürbarer Auftritt, gerne auf Vernissagen oder Messeeröffnungen (also dann, wenn Galerist*innen ihren Umsatz machen müssen)
  • Weniger wichtig: Kunst zu kaufen
  • Unwichtig: dass der Kunstverkauf Künstler*innen und Galerist*innen die Existenz sichert

Welche Typen sind Ihnen beim Bummeln über die Messen oder bei Besuchen in Galerien bereits begegnet?

Herzlich und viel Freude mit der Kunst.

Ihre Daniela Hinrichs