Kolumne

Milliarden im Kunstmarkt – Hier werden sie gemacht

Im Frühjahr läuft der Kunstmarkt auf Hochtouren und präsentiert uns neben zahlreichen internationalen Messehöhepunkten ausgiebige Reports zur Lage im Markt. Zu den renommiertesten Analysen gehören der UBS Global Art Market Report sowie der TEFAF Art Market Report. Die Datenanalyse ist für die Vermögensverwalter im Kunstmarkt ein wichtiger Indikator: Wo werden hohe Summen von wem umgesetzt und wo rufen vermögende Kunden das hart akquirierte Geld bei den Instituten ab, um es im Kunstmarkt zu investieren?

Auf der Agenda der wirtschaftlich attraktiven und liquiden Käufer stehen neben der Leidenschaft für die Kunst (54% der Sammler sagen Kunst ist ihre Passion), der Werterhalt des Vermögens sowie die Wertsteigerung (Kunst als Investment). In 2018 haben sie damit zu einem Rekordergebnis beigetragen: 67,4 Mrd. USD wurden weltweit mit dem Kauf und Verkauf von Kunst erzielt.

Der Kunstmarkt in 2018 – Erneut positives Wachstum

  • China nimmt mit 19% Anteil (12,9 Mrd. USD) an den Gesamterlösen am Kunstmarkt einen soliden dritten Platz ein. Erstmalig verzeichnet der chinesische Markt einen Verlust von 3% gegenüber dem Vorjahr. Politische Spannungen mit den USA, die Geldpolitik und u.a. die Sorge vor Abkühlung des inländischen Wirtschaftswachstums hinterlassen ihre Spuren.
  • Trotz politischem Dissens im eigenen Land und den Brexit-Verhandlungen mit der EU ist es Großbritannien gelungen den zweiten Platz in 2018 zurück zu erobern und gegenüber dem Vorjahr Prozentpunkte gut zu machen: Die Kunstverkäufe (außerhalb der EU) stiegen um 8% und kumulieren insgesamt bei knapp 14 Mrd. USD und einem Anteil von 21%.
  • Die USA sind mit 44% (Umsatz nach Wert) weiterhin unangefochten die Nummer 1 im weltweiten Markt. Insgesamt 29,9 Mrd. – und damit ein Rekordwert – wurden mit Verkäufen von Kunst erzielt.

Chinese Dragon jun. – Den älteren Generationen auf den Fersen

Der Blick auf die Käuferstruktur macht sichtbar, dass nach wie vor der Markt von Käufern über 50 Jahre dominiert wird (vor allem in den USA), allerdings in Asien die stark umworbene Zielgruppe der Millenials finanziell nachdrücklich im Kunstmarkt mitmischt (Singapur: 46%, Hongkong: 39%). Die Relevanz und Dynamik dieser attraktiven Zielgruppe sind seit einiger Zeit auf dem Radar der Galeristen, Versicherer und Vermögensverwalter.

Blick hinter die Kulissen

Es überrascht nicht, dass sich in den Ergebnissen (The Art Basel und UBS Global Art Market Report 2019) Messen als wichtigster Treiber für die Umsätze im Markt hervorheben. Damit Galeristen in den Top-Märkten um die Kaufkraft der „Big Spender“ buhlen können, bedeutet das gewaltige Ausgaben für sie: 4,8 Mrd. USD wurden in 2018 für Messen ausgegeben (+5% gegenüber Vorjahr). Besonders in Asien investieren die Kunden ihr Geld in Kunst vorzugsweise auf Messen.

Die Zahl der Verkäufe und Umsätze auf Auktionen verlangsamten sich gegenüber dem Vorjahr: Hier wurde lediglich ein Wachstum von 3% registriert, auch wenn es gegenüber 2016 einen Anstieg von 30% gab. Mit nur 1% verkaufter Arbeiten auf Auktionen wurden 61% der gesamten Umsätze erzielt. Das klingt auf den ersten Blick beindruckend, täuscht aber nicht darüber hinweg, dass eine Vielzahl der auf Auktionen angepriesenen Werke keine neuen Käufer findet.

Verhaltene Wertentwicklung des Online-Marktes?

Der Online-Markt wird wie im Vorjahr von Kunden definiert, die im Schnitt 5.000 USD für eine künstlerische Arbeit oder Antiquitäten ausgeben. Trotz eines Wachstums von 11%, auf ca. 6 Mrd. USD, mutet der Enthusiasmus der Ökonomin Dr. Clare McAndrew und ihrem Team gegenüber Online-Segment, mit Vergleichen zum besser performenden Online-Einzelhandel, eher verhalten. Die solventen und den Kunstmarkt beherrschenden über 50-jährigen Käufer gaben an mehrheitlich keine Kunst online gekauft zu haben. Dem gegenüber stehen 93% der zuvor erwähnten Millenials, die bereits online Kunst kauften.

Einflüsse, ausgelöst durch die wirtschaftliche und politische Weltlage, sind spürbar im Kunstmarkt. Die Umsätze sind gleichermaßen kräftig und fragil. Schwere Krisen (Weltwirtschaftskrise 2007, Eurokrise 2009) verändern für eine Zeit die Dynamiken im Markt nachhaltig.

Während gewisse Preissegmente und Medien nahezu zum Erliegen kommen, hat die Vergangenheit gezeigt, dass der Wunsch nach Werterhaltung einen Ansturm auf die Blue-Chips im Kunstmarkt und somit neue Preisrekorde auslöst.

Bleibt zu beobachten, wie sich das Jahr 2019 gestaltet und unter welchem Einfluss der Kunstmarkt schlussendlich stehen wird.

Quellen:
The Art Basel und UBS Global Art Market Report 2019
UBS Investor Watch, Puls 4Q1, For the love of art