Kolumne

Künstler:innen persönlich kennen lernen, deren Arbeiten man liebt und besitzt?

Meine kurze Antwort darauf heute lautet: Nein. Retrospektive: Vor ungefähr zehn Jahren wurde mir diese Frage von einer Bekannten gestellt. Die Arbeiten einer Berliner Künstlerin spiegelten ihre Empfindungen auf präzise Art und Weise wider. Und dies, obwohl die beiden sich bis dato nie begegnet waren. Sich mit diesen Bildern in den vertrauten Wänden zu umgeben, war für sie eine emotionale Erfahrung. Sie fühlte sich gesehen und verstanden. Der Wunsch, die Künstlerin kennen zu lernen, beschäftigte sie intensiv. Meine Antwort war damals nicht so klar wie heute: Ich ließ es ihr offen. Meine Perspektive war eine andere.

Als Sammlerin gehört es dazu, mich mit den Arbeiten der Künstler:innen intensiv auseinander zu setzen. Atelierbesuche sind ein wirksamer Weg dafür. Zudem bieten sie Kunstschaffenden die Möglichkeit, spontan Arbeiten zu verkaufen. Die persönliche Einladung in ein Atelier ist ein Vertrauensvorschuss. Angefangene Arbeiten stehen herum, manchmal dienen die Räume den Künstler:innen als Arbeits- und Wohnort zugleich. Nicht jede:r Schaffende hat Freude am direkten Gespräch und fühlt sich eloquent genug, die Arbeiten zu beschreiben. Im Kopf geblieben ist mir die Begegnung mit einem Berliner Maler. Im Atelier des Fotografen Oliver Mark hing eine kleine Arbeit von ihm. Als wir darüber ins Gespräch kamen und ich Fragen zu seiner Technik hatte, erwiderte der Maler: „Wenn ich beschreiben könnte, was ich mache, dann wäre ich Autor geworden“. Touché! War aber sicher nicht das, was meine Bekannte sich als Antwort erhofft hätte.

Deswegen heute mein klares Nein. Was spricht dafür, die empfundene Verbundenheit und Euphorie einem Realitätscheck zu unterziehen? Nicht besonders viel, denke ich. Das Band zwischen Künstler:in und Sammler:in ist doch schon längst geflochten. Die Arbeiten begeistern, die Nachfrage bleibt erhalten, das Schaffen kann weitergehen.

Wesentlich ist doch, dass wir uns einer Arbeit verbunden fühlen. Und nicht der Person, die sie erschaffen hat. Sicherlich: Die Diskussion, ob man Künstler:innen von ihrem Werk trennen kann, ist eine ewige. Dazu an anderer Stelle mehr. Wieso ein Bild uns so intensiv an etwas Eigenes erinnert – diese Antwort werden wir nicht von außen bekommen. Und auch die Künstler:innen brauchen unsere Interpretation nicht für ihr Schaffen. Wenn sie eine Arbeit verkaufen, dann ist sie abgeschlossen und künstlerisch nichts mehr hinzu zu fügen. Was wir beim Betrachten dann empfinden, ist ganz und gar persönlich.