HOCHKULTUR IM WARENKORB
Am Anfang glaubte niemand an den Erfolg. Ein Kunstwerk per Klick kaufen, ohne es persönlich mit eigenen Augen gesehen zu haben – undenkbar! Heute kommt man an Online in Sachen Kunsterwerb und Zugang zu Künstler:innen schwer vorbei. Das vergangene Jahr hat dem digitalen Kunstmarkt noch einmal ordentlich Auftrieb verschafft. Ein Blick in den Artsy Gallery Insights 2021 Report zeigt: das Ranking der Top-Verkaufskanäle hat sich im vergangenen Jahr deutlich verschoben. Social Media steigt zum drittbesten Vertriebsweg der Galerien auf. Die Messen rutschen pandemiebedingt auf den sechsten Platz.
Mit dem signifikanten Schritt Richtung digital und interaktiv läuten NFT die Stunde der Krytpo-Kunst ein. Non-fungible, also nicht austauschbare Token, repräsentieren ein einzigartiges Asset. Alle Fans des Digitalen finden im Kryptobereich eine kreative Auswahl, von Sammlerstücken in Form von mp4-, jpeg- oder gif-Dateien. Gespeichert werden Token in der Etherum-Blockchain; die Blockchain als Datenbank für den Eigentumsnachweis und Ether als Währung für den Kunstkauf. Handelsplätze sind Plattformen wie Makersplace und Foundation und Marketplaces wie Open Sea und Nifty Gateway. Große Auktionshäuser setzen bereits auf die Non-fungibles: So versteigerte Christie’s im März die digitale Collage „Everydays: The first 5000 days“ des Grafikkünstlers Beeple für fast 70 Mio USD.
Wer sich in NFT und Krypto-Kunst erst noch einfuchsen möchte, kann die Vielfalt der Kunstszene trotzdem unkompliziert und transparent im Netz entdecken. Hier kommen meine Insidertipps für Hochkultur im Warenkorb:
Für Fans klassischer Motive lohnt sich ein Stöbern durch die Prints und Limited Editions von Magnum Photos. Dem Gründungsmythos zufolge wurde das berühmte Fotografenkollektiv 1947 im New Yorker MoMa mit einer Magnumflasche Champagner aus der Wiege gehoben. Hier fusionieren Fotograf:innen aus aller Welt Journalismus und Kunst in herausragenden Arbeiten.
Auch Arbeiten wenig bekannter Künstler:innen erhalten durch innovative Positionierung online erstmals die Chance, gesehen zu werden – und bieten so schöne Gelegenheiten, in den Markt einzusteigen. Zu empfehlen ist ein Besuch auf der Webseite des electric art collective. Hier finden Sie sorgfältig kuratierte und erschwingliche Kunst von zeitgenössischen Künstler:innen mit wachsendem Bekanntheitsgrad. Das Credo: Kein Raum ohne Kunst! Und: Kein Alter zu jung, um mit dem Sammeln zu beginnen.
Und wie wäre es eigentlich, wenn der Kunstkauf gleichzeitig eine gesellschaftliche Wirkung hat? Schauen Sie einmal bei Her Clique vorbei. Die limitierten Werke bemerkenswerter Künstlerinnen werden exklusiv kreiert. Die Mission der 2020 in Leben gerufenen Online-Kunstplattform: Künstlerinnen fördern, bildende Kunst für alle zugänglich machen und dabei wichtige NGOs unterstützen!
Einen ganzheitlichen Ansatz verfolgt auch die 2021 gegründete Hybrid-Galerie Assembly. Die Fusion aus Galerie, Agentur, kreativem Studio und Kunstberatung unterstützt ausgewählte, internationale Mixed Media Künstler:innen in ihrer Praxis, die sich zwischen Fotografie, Sound und Installation bewegen.
Schließen möchte ich meine Empfehlungsliste mit Subject Matter Art. 2011 als eine der ersten Online-Kunstgalerien gegründet, kuratiert die laufende Ausstellung How Did We Get Here? mit den Werken zehn junger, weiblicher Künstler:innen eine intensive Auseinandersetzung der großen Fragen des letzten Jahres: £10 des Verkaufserlöses gehen dabei an TERN, The Entrepreneurial Refugee Network, in London. Auf Wunsch fertigen die präsentierten Künstler:innen auch individuelle Werke an.
Diese Kolumne wurde ursprünglich in der dritten Ausgabe des STRIVE Magazin publiziert.